
Camping ist eine Beschäftigung, die jeder eigentlich anders interpretiert.
Je länger ich unterwegs bin, desto mehr entdecke ich: Camping ist ein sehr individuelles Lebensgefühl. Und was man da alles zu sehen bekommt auf Europas Plätzen und Stellflächen das unterscheidet sich sehr oft von meiner Idee von Campen.
Denn Camping ist nicht gleich Camping. Und Camper… nun ja, die sind auch nicht alle aus dem gleichen Holz geschnitzt.
Da wäre zb das Campingehepaar Typ: „wo ist der beste Empfang für die Satelitenschüssel?“
Man erkennt sie schon von weitem: Ein rollendes Luxusapartment, oft teurer als das Reihenhaus meiner Nachbarn. 9 Meter lang, 5,5 Tonnen, 7 Jahre alt und 4500 km auf der Uhr.
Diese Spezies bucht bevorzugt Plätze mit mindestens drei Sternen, Pool mit Gegenstromanlage und einem Restaurant, das „regionale Spezialitäten“ anbietet – also Pizza Margherita oder Schnitzel mit Pommes. Und natürlich deutsches Bier.

Im Schatten ihres Fahrzeugs, umgeben von akkurat ausgerichteten Gartenmöbeln und Vorzelt ( mit Teppich) , während im Hintergrund die Klimaanlage gegen die Sommerhitze kämpft.
Bewegung? Eher selten. Das Ebike nutzt man, um zur Dusche und zum Brötchen holen auf den Platz zu fahren.
Stattdessen wird nach zwei Wochen Aufenthalt berichtet: „Der Pool war herrlich! Und die Duschen… na ja, ging so.“ Land und Leute? Keine Ahnung, waren nur deutsche Camper da. Hauptsache WLAN ist stabil, Sat Schüssel hat Empfang und der Cappuccino im platzeigenen Restaurant hat den richtigen Milchschaum. Und das deutsche Bier ist kalt.
Am anderen Ende der Skala treffen wir auf die Van-Vagabunden. Das sind die, die eigentlich nie so richtig stehenbleiben können. Sie reisen in Allrad- Vans, mit Dachzelt oder klappbarem Zuhause, Trockentrenntoilette und eine Stromversorgung die für 28 Jahre autark stehen ausgerichtet ist, Router für 1500€ mit Empfang auch im Nirgendwo und einer minimalistisch-romantischen Lichterkette am Rückspiegel. Der Stellplatz wird danach ausgesucht, wo die schwierigste Anfahrt ist, 4 mal 4 will gelebt sein. Man trifft sie selten an, aber man kennt sie gut von Socialmedia.
Meist sind sie da, wo ich mit meinem Wohnmobil nicht hinkommen kann
Sie kommen spätabends , möglichst unauffällig, und bei Sonnenaufgang wieder verschwinden – leise wie ein scheuer Luchs. Ich frage mich manchmal: Halten die überhaupt irgendwo länger als eine Nacht? Oder ist das eher eine rollende Meditation mit GPS?
Und ich? Ich finde mich irgendwo dazwischen wieder.
Ich bleibe meistens drei Nächte – also vier Tage. Genug Zeit zum Ankommen, Durchatmen, Umschauen. Ich parke erstmal in Ruhe ein, mache mir einen Kaffee und gehe dann spazieren. Einfach gucken, wo ich gerade bin. Was riecht hier? Wie klingt der Ort? Gibt’s einen Bäcker? Kühe? Oder beides?
Tagsüber bin ich eigentlich immer unterwegs. Entweder mit dem Fahrrad oder zu Fuß. Ich liebe es, durch kleine Orte zu streifen, auf Märkten zu stöbern oder mich in verwinkelte Gassen treiben zu lassen. Ich nehme mir Zeit für die Gegend. Nicht fürs Sitzen. Das mache ich daheim schon genug.
Ich fahre Ebike mit Paul im Anhänger, mache Wanderungen oder Sitze am Strand in malerischen Buchten, wo niemand weiter ist und ich Ruhe hab
Meine Campingplätze? Gerne unter 20 Euro. Oder gleich kostenlos mit meinem VanSite-Abo. Außerdem nutze ich Landvergnügen, Schau aufs Land oder – wenn ich in Italien unterwegs bin – Agricamper Italia.
Im letzten Monat lag ich unter 300€ mit Strom, Wäschewaschen, Duschen fürs übernachten.
Meine ausgewählten Plätze sind klein, ich habe 2 oder 5 Mitcamper, ganz selten 20.
Wenn ich dann von Kroatien lese, 1500 Stellplätze, 80-100€ die Nacht… dann stellen sich meine Nackenhaare auf.
So billig , wie ich persönlich campe, kann ich zu Hause nicht leben.
Da lande ich lieber auf Weingütern, zwischen Oliven und Landleben, mit frischem Gemüse aus dem Garten und einem Hahn, der definitiv früher aufsteht als ich, ich stehe erste Reihe am Meer, hab spektakulären Bergblick und es ist niemand dabei, der stört.
Kinder sind auf diesen Plätzen fast nie, hier sind Leute, die ihre Ruhe wollen und abends gern in geselliger Runde ihre Erlebnisse von ihren Tagestouren austauschen.
Abends dann: Essen mit Aussicht.Und wenn der Tag dann so langsam in die Dämmerung übergeht, denke ich: Genau so wollte ich das. Kein Rennen, kein Stillstand. Einfach unterwegs – mit Natur und unvergesslichen Erlebnissen.
Fazit: Jeder campt, wie er kann – und das ist auch gut so.
Ob mit High-End-Mobil auf 5-Sterne-Platz, mit Klappstuhl am Autobahnrastplatz oder irgendwo zwischen Schafweide und Weinberg – am Ende geht’s uns doch allen um das Gleiche: Unterwegs sein. Freiheit schnuppern. Und dabei nicht ganz verloren gehen.
Deshalb: Egal ob du morgens Yoga am Pool machst oder mit Schlaf in den Augen um fünf Uhr wieder losfährst – ich wünsche dir eine gute Reise. Und ein bisschen was zum Schmunzeln. Denn das ist beim Campen inklusive – genau wie die Mücken
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