
Ich wollte Zitroneneis! Ich einer echten Zitrone serviert. Für 18€.
Davon hatte ich gehört. Das stand auf meiner Bucketlist. Obwohl ich normalerweise nicht 18€ für 2,5 Kugeln Eis ausgebe.
Aber ich war darauf vorbereitet.
In Positano durch die Gassen flanieren und auf Capri die Sonne genießen!
Das schien so malerisch und zum Greifen nahe
Du weißt schon – Amalfi-Küste, Zitronenduft in der Luft, Vespa-Romantik und ein perfekter Sonnenuntergang über dem Meer. Also habe ich mein Wohnmobil gestartet und mich aufgemacht, genau dorthin, wo angeblich Italien am schönsten ist.
Was soll ich sagen? Der Traum ist schnell gegen eine Betonwand geknallt – oder besser gesagt, gegen einen nicht enden wollenden Stau aus Reisebussen, hupenden Autos und Vespa-Fahrern, die mit Todesverachtung von allen Seiten an mir vorbeigezischt sind. Links, rechts, manchmal auch mitten durch. Der Verkehr war ein einziges Nervenballett, und ich mittendrin – mit 4 Tonnen Blech und der leisen Hoffnung, irgendwo heil rauszukommen.
Angekommen in Sorrento – oder besser gesagt: durchgekämpft – dachte ich, der Spuk sei vorbei.
Campingplatz gefunden, ich die Buchungsmail im Handy. Und dann? Tja, die haben es verschlampt. Ich war nicht im System und dann war man auch noch sauunfreundlich.
Man wollte mich dann, gnädigerweise, hinter drei anderen Wohnmobilen einparken. Mit Blick auf die Camperservicestation😅
Und Hunde? Hunde sah man gar nicht gern. In den Shuttlebus durften sie schon gar nicht. Davon war ich aber abhängig, wie soll man sonst dorthin kommen?
Und Sorrento selbst? War leider genauso überfordert wie ich. Eine Stadt im Dauerstress. Reisebus an Reisebus, Touristenströme, Selfiesticks, Straßen voller Andenkenläden und wenig echtem Flair.
Haben wir erwartet, das Sorrento schön ist? Nein, das wäre mir egal. Wollte nur die Amalfiküste sehen . Ich wollte hier in Sorrento nur durchkommen und überleben.
Ich hatte Zitroneneis erwartet. Bekommen habe ich Stress, Enge, Lärm – und eine große Portion Enttäuschung.
Was mich dabei wirklich beschäftigt: Warum verkauft man uns immer dieses Bild von der idyllischen Amalfi-Küste, als sei es ein Ort außerhalb von Raum und Zeit? In Wahrheit ist es eine überlaufene, überteuerte, komplett überforderte Region, die schon längst aus allen Nähten platzt. Und wir alle rennen trotzdem hin – mit unseren Erwartungen und unseren Kameras – und wundern uns, wenn die Realität nicht mithält.
Amalfiküste– du schöne Fata Morgana der Reiseliteratur, du hast mich bitter enttäuscht.
Und da dachte ich:
Gut, dann halt weiter. Nur raus. Hauptsache irgendwohin, wo ich einfach nur mal kurz nicht sterben oder schwitzen muss.
Spoiler: Das Leben hatte andere Pläne.
Mittlerweile bin ich beim vierten Stellplatzversuch des Tages.
Amalfi alles voll! Keine Chance
Und es ist heiß, verdammt heiß, im Wohnmobil.
Aber ich fahre und fahre, weg von dieser schrecklichen Umgebung
Und die Plätze die ich später noch finde?
Ich sage es, wie es ist: Dreckige, eingezäunte Endzeitflächen mit Maschendraht und Müllbergen als Dekoration. Teilweise liegt der Müll direkt neben dem Platz. Mit Glück steht noch ein abgemeldeter Fiat Panda daneben, der aussieht, als hätte er das Camperleben ebenfalls gehasst – und sich einfach ergeben.
Ich habe auf Sizilien Dinge gesehen, die man niemandem zumuten sollte – aber das hier? Ist das Level „Selbstaufgabe mit Fernsicht“.
Es ist der Moment, in dem man sich fragt, ob ein All-Inclusive-Armband in einem Hotel mit funktionierender Klimaanlage vielleicht doch keine so verachtenswerte Idee war. Ich wollte Freiheit. Ich habe Müll. Ich wollte Dolce Vita. Ich bekam Vespa-Hölle. Ich wollte ankommen – aber eigentlich will ich nur noch weg.
Und jetzt sitze ich hier, in diesem metallenen Glutofen auf Rädern, mit einem Gesichtsausdruck zwischen Wahnsinn und innerer Kündigung, und sehne mich nach nur einer Sache: Einem sauberen, ruhigen, stinknormalen Stellplatz. Kein Luxus. Kein Infinity-Pool. Nur bitte kein Müllberg, keine Rattenhöhle, keine Maschendraht-Romantik mehr.
Heute habe ich das Camperleben zum ersten Mal wirklich, aufrichtig und mit jeder Faser meiner schwitzenden Seele gehasst.
Und gleichzeitig gelacht – weil was will man sonst machen?
Was sollte ich noch lernen???? Radikale Akzeptanz von Dingen, die man nicht ändern kann! Ich bin dabei.
Gelandet bin ich nun in einem kleinen italienischen Nest mit einem Strand und einer Villa. Ganz ok!
Aber ich sehne mich immer mehr nach den Norden Italiens
Und gerade auch ein bisschen nach zu Hause. Nach Verkehrsregeln und Strände ohne Müll

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