
Es hätte so schön sein können. Ein Übernachtungsplatz mit Meerblick.
Paul war auch komplett begeistert, wann kann er schon mal direkt vom Wohnmobil über den Strand sausen.
Er läuft über den Strand und sucht nach Müll.
In den letzten Wochen hat er nur Strände mit Bergen von Müll vorgefunden, nun sucht er schon danach
Hier ist es nun sauber. Also sauber für italienische Verhältnisse.
Paul findet trotzdem schnell eine Plastikflasche, die fröhlich bespielt wird und einen Kinderschuh, den er in die Luft wirft und wieder auffängt.
Herrlich!
Später gräbt er ein Loch und es stellt sich heraus, das es hier nur scheinbar sauber ist: der Müll liegt unter dem Sand vergraben.
Trotzdem hohle ich die Wolldecke raus und wir genießen die Hitze des Tages.
Angeblich sind es nur 22 Grad, aber das ist nicht wie bei uns.
Schon öfters hab ich erlebt, das der Thermometer nur 22 oder 23 Grad anzeigte, es sich aber anfühlt wie Hochsommer.
Jedenfalls bin ich schon braun wie im Hochsommer und einen langärmeligen Pullover oder Jacke hatte ich schon lange nicht mehr an.
Aber bestimmt bald wieder, denn in den Abruzzen liegt noch Schnee.
Ich überlege mir, wie es weitergeht. Eigentlich wollte ich Korsika besuchen. Aber die Fähre ist so teuer😱 400-500€ kann ich dafür rechnen, Campingplatz kostet 40-60€ pro Nacht. Wieso ist Korsika so teuer?
Kann ich mir das leisten? Oder ist mein Campingabenteuer dann zu früh dann zu Ende?
Ihr wisst ja, dass ich das Reisen vom Ersparten mache, normalerweise hab ich nicht genügend Geld, um das jetzt immer so weiter zu machen.
Wenn das Ersparte aufgebraucht ist, ist auch mein Camping zu Ende. Meine Rente reicht nicht.

Zurück zum Stellplatz am Meer, es könnte so schön sein, wenn hier nicht der Müll wäre und die Eisenbahn. Und die Stadtautobahn.
Es ist unfassbar laut, die ganze Nacht ist der Zug im 30 Minuten Takt gefahren.
Werde ich in Italien überhaupt je einen ruhigen Strand finden? Oder fährt der Zug überall?
Also er kann ja gern überall fahren, aber warum hat man ihn in den meisten Regionen direkt am Strand platziert?
Da möchte man doch eigentlich Ruhe und Entspannung.
Plötzlich bekomme ich Sehnsucht nach Deutschland, wo am Strand eine autofreie Promenade ist oder Wald oder Steilküste.
Gefällt mir Italien überhaupt noch?
Klar das Wetter ist fein! Und die Orangen. Noch immer esse ich 2-3 Orangen am Tag. Und die Tomatenzeit hat auch begonnen, Monate früher als bei uns. Die Tomaten schmecken hier fantastisch.
Aber das reicht nicht. Ich suche immer noch nach Erholung.
Die habe ich hier noch nicht gefunden. In den Bergen ist es zu ruhig, da stand ich oft komplett allein, das fühlt sich auch nicht wirklich gut an, und hier an der Küste treffe ich zwar viele nette Mitcamper, aber es ist laut und dreckig.
Gedanken über Gedanken.
Schreibt mir gern, wenn euch Antworten dazu einfallen.

Wissenswertes
Sonne, Meer, Pasta – Süditalien gilt als Sehnsuchtsort für viele. Doch wer genauer hinschaut, erkennt schnell eine andere, weniger romantische Realität: An vielen Stränden stapeln sich Müllberge, im Landesinneren stinkt es nach verbranntem Plastik, und in manchen Gegenden sind die Böden so verseucht, dass dort kaum noch etwas gefahrlos wachsen kann. Was auf den ersten Blick wie Vernachlässigung oder Überforderung der lokalen Behörden aussieht, ist in Wahrheit oft das Ergebnis eines milliardenschweren illegalen Geschäfts: der Entsorgung von Müll durch mafiöse Organisationen. Besonders in Regionen wie Apulien, Kampanien, Kalabrien oder Sizilien haben Gruppen wie die Camorra oder die ’Ndrangheta die Abfallwirtschaft schon vor Jahrzehnten als lukrative Einkommensquelle entdeckt. Der Trick ist simpel: Statt Industrieabfälle und sogar hochgefährlichen Sondermüll nach den strengen EU-Vorgaben teuer zu entsorgen, bieten diese Netzwerke den Unternehmen eine billigere – aber illegale – Alternative. Der Müll wird dann irgendwo in der Landschaft vergraben, in stillgelegten Steinbrüchen entsorgt oder sogar direkt ins Meer gekippt. In manchen Fällen wird er verbrannt, was in der Region zwischen Neapel und Caserta zu einem besonders drastischen Phänomen geführt hat: der sogenannten „Terra dei Fuochi“, dem Land der Feuer. Dort brennen seit Jahrzehnten wilde Deponien, die Dioxine, Schwermetalle und andere Gifte freisetzen. Die Folge sind dramatisch erhöhte Krebsraten und Umweltzerstörung auf Jahrzehnte hinaus. Das alles ist kein Zufallsprodukt, sondern gut organisiert. Die Mafia operiert über Strohmänner, Scheinfirmen und zum Teil sogar ganz offiziell vergebene Entsorgungsaufträge. Die staatlichen Kontrollen greifen oft zu spät oder gar nicht, nicht zuletzt wegen Korruption und Einschüchterung. Und was nicht in der Erde verschwindet, landet häufig direkt im Mittelmeer. Besonders entlang abgelegener Küstenabschnitte oder auf Inseln wie Sizilien tauchen immer wieder Fässer, Bauschutt und Plastikmüll auf, die eindeutig aus illegalen Entsorgungen stammen. Das zerstört nicht nur das fragile Ökosystem, sondern trifft am Ende auch die Menschen – denn Mikroplastik und Giftstoffe machen keinen Halt vor Fisch oder Muschel. In den letzten Jahren hat sich immerhin etwas bewegt: Umweltaktivistinnen, unabhängige Journalistinnen und mutige Staatsanwälte haben das Thema an die Öffentlichkeit gebracht. Bücher wie die von Roberto Saviano („Gomorrha“) haben gezeigt, wie tief die Verstrickungen reichen – und wie gefährlich es ist, darüber zu sprechen. Es gab Razzien, Prozesse, strengere Gesetze. Aber der Kampf gegen Umweltverbrechen bleibt ein Wettlauf gegen ein System, das sich ständig neu erfindet. Süditalien hat viel zu bieten – nicht nur für Touristen, sondern auch für die Hoffnung, dass Wandel möglich ist. Doch dafür braucht es Aufmerksamkeit, politischen Willen und Menschen, die nicht wegschauen, wenn die Müllberge plötzlich anfangen zu brennen.
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